Anhand von alltäglichen Beispielen würde ich gerne das System aufzeigen, mit dem man Leute kurzzeitig aus bestimmten Konstellationen holen kann, die die Kommunikation unmöglich machen oder anderweitig störend sind.
Ein tieferes Verständnis der Revierbereichsregeln und der Revierkonstellationen ist zum Verständnis notwendig.
Man muss also kennen:
a) die Relais der Revierbereiche inklusive Organzugehörigkeiten
b) die Konfliktthemen und Aktivierungsreihenfolgen der Revierrelais bei den unterschiedlichen Händigkeiten und Geschlechtern
c) die grundlegenden Revier-Konstellationen müssen bekannt sein und sollten nach Möglichkeit auch im Alltag erkannt werden können.
Beispiel 1. Rechtshändiger Rechthaber
Gehen wir zunächst von ein Streitgespräch um ein Sache aus. Das Gegenüber hört den eigenen Argumenten nicht zu und wiederholt nur ständig das gleiche. Was tun?
Die Person hat zwar alle möglichen Konstellationen, aber für uns ist in diesem Moment nur die autistische von Relevanz:
Die gleichzeitige Aktivität dieser beiden Relais behindert die Person dabei mir zuhören zu können.
Wenn ich nun weiß, dass sie ein Rechtshänder ist, weiß ich dass im Relais rechts unten (Magen/Pankreasgänge/Gallengänge) der aktive Revierärger läuft, mit dem Inhalt des Rechthabenwollens.
Im Relais links oben muß demnach ein aktiver Sprachlosigkeitskonflikt sein.
Wenn ich nun will, dass er mir zuhört, ist die einfachste Möglichkeit ihm zu vermitteln, dass er mit seinem Punkt Recht hat. Dies muss natürlich glaubhaft und in vollem ernst geschehen. Ein unehrliches “du hast ja recht” wird kaum ernst genommen. Dass er recht hat, ist auch das einzige was er wirklich hören wird, alles andere wird dank Autismus überhört.
Wenn ich also für den Moment akzeptiere dass er wirklich richtig liegt mit dem was er sagt, hat er sein Ziel erreicht und er ist vom Autismus für den Moment befreit. Egal wie haarsträubend es vielleicht wirklich war, was er sagte. Dies gibt mir die Möglichkeit zu sprechen, so dass er mir wieder zuhört und konstruktive Kommunikation stattfinden kann. Es reicht vielleicht auch schon ihm eine Tür zu öffnen und ihm in einer Kleinigkeit recht zu geben.
Es ist nun also nur noch oben links das Relais bei ihm aktiv, die Konstellation besteht nicht mehr.
Alternativ könnte man den zweiten Motor seiner autistischen Konstellation lösen. Man sichert ihm zu, dass er so lange sprechen kann, wie er mag, dass man ihn nicht unterbrechen werde. Dann ist sein Kehlkopfprogramm (Sprachlosigkeit – oben links) nicht mehr notwendig und die autistische Konstellation ist ebenfalls gelöst.
Und wie gesagt: die Vermittlung der Sätze muss mit vollem Ernst geschehen und auch in der Folge beibehalten werden. Sieht er, dass man es nicht erst meinte, beginnt wieder alles von vorne.
Beispiel 2. Rechtshändiger Prahler
Im zweiten Beispiel gehen wir von einem rechtshändigen Mythomanen aus, der einen ohne Unterbrechung zuquatscht. Will man diese verbale Störung einschränken muss man sich zunächst wieder einen Überblick über seine Konfliktlandkarte und die dazugehörigen Konflikte verschaffen.
Im Rektumschleimhautrelais unten links hat er gemäß den Revierbereichsregeln einen aktiven Identitätskonflikt. Oben rechts im Bronchialschleimhautrelais einen aktiven Revierangstkonflikt.
Die Mythomanie stoppt, wenn einer der beiden Konflikte für den Moment gelöst wird.
Ich weiß, dass die Person redet, um zu gefallen. Sie versucht sich darzustellen und ist besorgt nicht für gut befunden zu werden.
Ich kann also entweder den Identitätskonflikt unten links lösen, indem ich der Person glaubwürdig vermittle, dass ich höchsten Respekt für sie habe, sie toll finde, sie liebe, sie über alles schätze, ich toll finde was sie tut (je nachdem).
Somit hat sich der Grund fürs Reden erübrigt und sie kann beruhigt sein.
Der Revierangstkonflikt beruht mutmaßlich auf der Angst, was passieren könnte, wenn man die Person nicht mag. So wäre es hier wohl nötig der Person aufzuzeigen, dass keine Gefahr für sie besteht, egal was sie tut. Mir fällt hierzu kein Beispiel ein, drum würde ich mich auf das Lösen des Identitätskonfliktes beschränken.
Beispiel 3. Linkshändiger Mythomane
Wenn wir uns bei der Analyse der Person aus Beispiel 2 vertan haben, und sie eigentlich ein Linkshänder ist, dann werden unsere Interventionstechniken zu völligen Rohrkrepierern.
Bzw. sie machen evtl. alles noch schlimmer. Denn der Linkshänder wäre ja im Relais links unten nicht durch einen Identitätskonflikt angetrieben, sondern durch einen Revierärger. Er will also recht haben oder es muss zB. etwas getan werden. Er spricht nicht um zu gefallen.
Wenn ich ihm aufgrund seiner Ausführungen zusichere, dass er ein toller Kerl ist, super Arbeit leistet oder er total liebenswert ist, würde er sich lediglich verarscht vorkommen, da dies nicht sein Begehr ist. Im besten Falle findet er es gut gemocht zu werden, doch es hat keinen Einfluß auf die Konstellation und beeinflusst somit nicht sein Handeln.
Um ihn milde zu stimmen, muss ich seinem Appell (worum auch immer es im Gesagten geht) folgen. Ich muss das Gesagte unterstützen und gut finden. Es geht also um die Sache, nicht um ihn. Dann ist seine Mythomanie vorerst gebremst und sein Mundwerk kann sich eine Pause gönnen, bis eine neue Person auftaucht, die missioniert werden muss.
Übrigens: Die erstgenannte Technik aus Beispiel 2 und die Technik aus Beispiel 3 nennt wir Scherzes halber “Rektum streicheln”, da das Konfliktthema im Rektumrelais gelöst wird.
Generelle Erklärung: Die Konflikte sind natürlich jeweils auf mich bezogen. Auf mich als den Menschen der eine andere Meinung vertritt als das Gegenüber, oder auf mich als Menschen den das Gegenüber nicht einschätzen kann, dem es aber gefallen will.
Die Konflikte sind also nur für den Moment lösbar, in dem man mit der Person alleine ist. Kommt eine andere Person dazu, können die Schienen prompt wieder aktiviert werden. Der Charakter aus Beispiel 2 könnte also beim Eintreffen einer neuen Person direkt wieder verunsichert darüber sein, ob er gemocht wird, und somit den Identitätskonflikt wieder reaktivieren.
Diese 3 Beispiele sollten reichen, damit man das Prinzip versteht und sich die restlichen Fälle für alle Händigkeiten und Geschlechter auch in anderen Konstellationen (zB. die beliebte aggressive Konstellation) herleiten kann. Das Tolle ist ja, dass quasi alle Leute in ihrer Kommunikation zu einem Großteil von diesen 4 hier behandelten Relais getrieben sind und somit alles sehr überschaubar wird. Ansonsten gilt: Rumprobieren und Erfahrung damit machen.
Ich wäre für jeden Erfahrungsbericht dazu in den Kommentaren dankbar!